Mit Badelatschen, Shirt und Minirock auf dem Motorrad 04.06.2018 Uwe Müller Polizeihauptkommissar und leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er gibt Einblick, wie oft die Biker schuld an Unfällen sind, warum gute Motorradkleidung ihre Lebensversicherung ist und was vor dem Fahren noch zu tun ist. Wenn Ihre Kinder Motorrad fahren wöllten, hätten Sie Angst um sie? Nein, überhaupt nicht. Das würde ich gut finden. Moped fahren beide Kinder schon… Wie bitte?! Müssten Sie als Polizist, der viele Unfälle mitbekommt, nicht besonders ängstlich sein? Ein Motorradfahrer hat schließlich schlechte Überlebenschancen… Mit den richtigen Motorradklamotten sind die Überlebenschancen fast genauso groß wie im PKW. Dazu gehört ein Helm, der richtig sitzt. Und eine ordentliche Motorradkombi, egal ob Textil oder Leder. Ohne Rückenprotektor sollte man sich definitiv nicht aufs Motorrad setzen. Hier darf man nicht am Geld sparen. Es gibt mittlerweile auch Jacken mit Airbags. Verändert das Polizist-Dasein das eigene Fahren? Glücklicherweise bin ich nicht mehr zuständig, Unfälle aufzunehmen. Gerade Unfälle mit Verletzten oder gar Getöteten zu sehen, tut schon weh. Ich fahre vorsichtiger, weil ich weiß, was passieren kann. Das Verantwortungsbewusstsein bei Motorradfahrern hat generell zugenommen, Drogen und Alkohol spielen zum Beispiel so gut wie keine Rolle. Die Technik ist gut wie nie, es gibt jetzt zum Beispiel ABS. Woran liegt es dann, wenn es knallt? Zu 50 Prozent nicht am Motorradfahrer. Meist ist es der PKW-Fahrer, der die Geschwindigkeit des Bikers unterschätzt oder ihn wegen seiner schmalen Silhouette übersieht. Wie kann sich der Motorradfahrer da schützen? Er sollte immer mit der Dummheit der Anderen rechnen. Da ist er zumindest ein wenig auf der sicheren Seite. Bleiben noch die 50 Prozent der Unfälle, an denen folglich die Motorradfahrer schuld sind. Was ist denn die Top 3 ihrer größten Fehler? Erstens: Der obere Teil des Motorrads ist meist das Problem. Manche fahren 120 km/h und schneller, doch auch moderne Technik kann einfache Dinge der Fahrphysik nicht ausschalten. Auch wenn Motorradaussteller zeigen, wie die Maschinen bei 45 Grad schräg in der Kurve liegen. Das geht schief, sobald ein Kieselstein zwischen die Räder kommt. Zweitens: Falsche Bekleidung. Badelatschen und Shirt, Sozius mit kurzem Röckchen. Unglaublich, was ich im Sommer so sehe. Strafbar ist das nicht. Im Gesetz steht nur der dehnbare Begriff „angemessenes Schuhwerk“. Da kann ich nur an die Vernunft appellieren. Auch bei 30 Grad, Handschuhe und Motorradkombi sind Pflicht. Drittens: Sie überschätzen sich. Nicht nur das Moped hat fast ein halbes Jahr Pause gemacht, sondern auch der Biker. Beim Starten in Saison setzen sich viele einfach aufs Motorrad, fahren in großer Gruppe und jeder will zeigen, was er kann. Deshalb kommt es gerade im Frühjahr auf den typischen Motorradstrecken, wie dem Müglitztal oder der Eibenstock-Talsperre, immer wieder zu schweren Unfällen. Man muss sich langsam und ohne Gruppendynamik wieder an das Motorradfahren gewöhnen. Uwe Müller ist Mitglied der LVW Sachsen und in der Polizeidienstelle Dresden zuständig für Verkehrsprävention.